Otto Gerland, Werner Henschel, Bielefeld, Seemann 1898, Seiten 50-51:

"Im Anfang der 1820er Jahre kam der Gedanke auf, die Residenzstadt Kassel durch Aufstellung von Monumentalbrunnen zu verschönern. Es handelte sich dabei u. a. um einen solchen auf dem Karlsplatz, wo entweder das daselbst bereits vorhandene Standbild des Landgrafen Karl auf den Brunnen gesetzt oder der an der Karlsstraße unter den damals dort vorhanden alten Linden befindlichen Brunnen durch einen neuen ersetzt werden sollte. Ersteren hatte Henschel sich derart gedacht, daß ein großer länglich viereckiger Block rechts und links von einem muschelförmigen Becken begrenzt wird, während sich über ihm in der Mitte ein Postament für das Marmorstandbild des Landgrafen erhebt; rechts und links von dem Postament treten Seitenkörper hervor, die mit allegorischen Figuren in Basrelief - eine hält das Oktogon in Händen - belebt sind und aus denen Löwenköpfe Wasser in die Becken speien.Der letztere sollte in einer gotischen Säule aus Balhorner Sandstein mit zahlreichen Tierköpfen, die das Wasser in ein Becken speien sollten, bestehen, während an der Säule vier allegorische Figuren: Vaterlandsliebe, Gerechtigkeit, Güte und Stärke, und als Bekrönung auf der Säule ein stehender Löwe, wie der in Abbildung 3 dargestellte, angebracht werden sollte. Außerdem richtete der bereits bei Gelegenheit der akademischen Ausstellung im Jahre 1803 genannte Stadtbaumeister Rudolph im Namen mehrerer achtbaren Bürger an den Stadtrat den Antrag, auf dem Altstädter Markt, an dessen Nordseite damals noch das Rathaus stand, einen monumentalen Brunnen aufzustellen, und legte einen darauf bezüglichen Plan Werner Henschels vom 6.Oktober 1823 nebst einer Kopie der dafür entworfenen Zeichnung (Abb. 10) vor. Die lebensgroße Bronzefigur auf der Spitze sollte, den damaligen Kasseler Wasserverhältnissen entsprechend, aus dem einen, mit Eichenlaub umkränzten Krug Eich=  (Trink=) Wasser, aus dem anderen Drusel= (Spül=) Wasser ausgießen. Die Wasserspeier sollten bronzene Löwenköpfe sein, diejenigen, welche Eichwasser speien, mit Eichenlaub bekränzt. Das Brunnenbecken sollte aus Balhorner Sandstein und inwendig aus Gußeisen hergestellt werden. Damit das Wasser nicht einfriere, vielmehr stets für den Fall eines Schadenfeuers Spritzenwasser zum Gebrauch bereit sei, ohne eine häßliche Umhüllung des Brunnens mit Stroh oder schlimmerem nötig zu machen, war im Inneren des Brunnens unter dem eisernen Becken eine Heizvorrichtung in Aussicht genommen. Henschel verpflichtete sich durch Urkunde vom 8. Januar 1824, die ganze Anlage für 4600 Thaler herzustellen. Der damalige Bürgermeister (späterer Oberbürgermeister) Schomburg bemerkt in den betreffenden Akten: "Seine königliche Hoheit der Kurfürst, dem ich diese Sachen neben Überreichung des Planes mündlich vortrug, hatte sich darüber nicht bestimmt ausgesprochen; auch nachher ist darüber kein Beschluß erfolgt." Damit kam die Sache unter den damaligen Verhältnissen ins Stocken, und auch der übrigen Brunnenanlagen wurde nicht weiter gedacht. Aber das Mädchen mit den Krügen [die geplante Brunnenfigur] ging für Henschel nicht verloren, es wurde ihm Anlaß zu einem seiner Hauptwerke, das sogar für sein Leben von größtem Einfluß werden sollte. ..."