Wilhelm von Kaulbach gewinnt mit
monumentalen Historienbildern und dank seiner Position als Direktor der einflussreichen
Münchner Kunstakademie über gut ein Vierteljahrhundert eine dominierende
Stellung in der deutschen Kunstszene. Er wird meist der Romantik und
der Corneliusschule zugerechnet, allerdings wird man dann Hegels Geschichtsphilosophie
derselben Strömung zurechnen müssen. Kaulbach hat in einem Brief die Aufgaben
eines Malers geschildert : „...wie die Kunst als ein bedeutendes Glied der
Cultur in ihren Gebilden den Entwicklungsgang der Menschheit abspiegelt, wie
die jedesmaligen höchsten religiösen, geschichtlichen, philosophischen Ideen
durch die wahren Kunstwerke dargestellt sind und diese in ihrer Aufeinanderfolge
selbst ein organisches Wachsen und gesetzmäßiges Werden zeigen...“ [sic],
es klingt wie eine Kurzfassung Hegel'scher Geschichtsphilosophie. Wie Cornelius
ist er zunächst ein Adept des Schwarz-Weiß, beklagt anfangs seine mangelhafte
Ausbildung in der farbigen Ölmalerei. Seine Kompositionen leben zunächst von
der Linie. Die Darstellung der Insassen eines Irrenhauses hat ihm auch das
Etikett eines Realisten eingetragen. Er bleibt einem idealistischen Geschichtsverständnis
verhaftet (davon soll sich die Malerei erst in der nächsten Generation in
München unter dem Nachfolger an der Akademie, Karl Theodor von Piloty, befreien)
Hierzu gibt es Parallelen in der gleichzeitigen französischen Schule, in erster
Linie Paul Chenavard. Baudelaire plante
eine zusammenfassende Darstellung unter dem programmatischen Titel einer philosophischen
Kunst. Den Durchbruch schafft Kaulbach mit der monumentalen „Hunnenschlacht“, in der er eine allgemeingültige Allegorie der verbissenen Gewalt im Kriege zwischen fanatisch verhärteten Fronten gibt, am Beispiel einer sagenhaften Schlacht aus der Zeit der Völkerwanderung zwischen den Hunnen und den christlich-römischen „Verteidigern“ Roms. Er ist nationalliberal, christlich und entschieden antiklerikal, was ihm den Bruch mit Jugendfreunden wie Clemens Brentano und heftigste Polemik von kirchentreuen Kreise beschert. Brentano soll den freundschaftlichen Zugang zu Kaulbachs Haus missbraucht haben, um Kaulbachs Ehefrau von ihm weg und zurück auf den Weg der katholischen Tugend zu führen. Gelegentlich erlaubt ihm sein Non-Konformismus sogar recht ungewöhnliche pornographische Themen. Kaulbach zeigt sich hier als besessener und begabter Zeichner. Man kann ihm auf seinem Weg von seinen mühsamen Anfängen an der Akademie in Düsseldorf folgen und nachvollziehen, wie sein Strich langsam freier und sicherer wird. Bereits bei seinen ersten selbstständigen Münchner Aufträgen in den frühen Dreißigerjahren, dem "Amor-und-Psyche"- Zyklus im Prinz Max-Palais und der Ausmalung der Residenz (Schlafzimmer der Königin) hat er eine bemerkenswerte Reife und Sicherheit erreicht. Seine großen Kompositionen werden zunächst in flüchtigen Skizzen erarbeitet und dann für jede Figur und jede Pose sorgsam in zahlreichen Studien nach dem Leben vorbereitet. |
Wilhelm von Kaulbach, parfois classé
parmi les réalistes, surtout à cause d'une composition de jeunesse, la
Maison des fous, est en général considéré comme peintre romantique.
La particularité de son art se révèle surtout dans ses
peintures gigantesques. Sur ces pages-ci, on n’entre pas dans cette cathédrale
du grand art, mais seulement par une porte dérobée au petit atelier où mijote
le bouillon de création. |
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